Umdenken ist nötig
Knapp 80 Anmeldungen hatte es gegeben, am Ende empfingen wir 100 Gäste. Groß war das Interesse an der Informationsveranstaltung des Norddeutschen Traber-Besitzer- und Züchter-Vereins am Freitag, den 18. November im Fährhaus Tespe am Elbdeich. Moderator Sönke Gedaschko führte gekonnt durch einen Abend, der vor allem von einem getragen war, dem Wunsch nach Harmonie und Neuanfang.
HVT und HTZ an einem Tisch, das wäre vor einigen Wochen noch undenkbar gewesen. Das HTZ ist 2017 bei den PMU-Rennen dabei, hat sich bei den gehobenen Rennen mit dem HVT und bei den Rennterminen vor allem mit dem Berliner Trabrennverein abgestimmt. Das sind gute Vorzeichen für eine künftig konstruktive Zusammenarbeit.
Heinz Tell warb um Verständnis für die zuweilen schwere Arbeit der Rennleitung und zeigte sich offen für Verbesserungsideen, etwa in Fragen der Ausschreibungen, des Dopings, der PMU-Durchführungsbestimmungen und der weiteren Förderung der inländischen Zucht.
Maren Hoever sprach anschließend zum Thema "Doping". Von 18 Dopingfällen seien 13 verhandelt, sechs rechtskräftig, der Rest bei ordentlichen Gerichten anhängig, was die Sache zuweilen so langwierig mache, da immer wieder Prozessverschleppung betrieben werde. Zudem könne ein Wiederholungstäter erst als solcher be- und verurteilt werden, wenn der erste Fall abgeschlossen sei. Das Vertrauen der Basis (Aktive, Züchter und Besitzer) müsse zurückgewonnen werden und eine Voraussetzung dafür sei Transparenz.
HTZ-Geschäftsführer Klaus Koch berichtete von den erfolgreichen Bemühungen den Wettumsatz zu steigern, besonders in Kooperation mit skandinavischen Partnern. In diesem Zusammenhang verkündete Koch auch die erfolgreiche Wiederaufnahme der Wettvermittlung nach Schweden mit Datum 19. November. Neben einem ausgeweiteten Programm an gehobenen Rennen wird auch der „Großen Preis von Deutschland“ wiederbelebt. Das Rennen für Vierjährige wird am 8. Oktober gelaufen, führt über 2.200 Meter und ist mit 150.000 Euro dotiert. Eine „inländische“ Variante mit einer Dotierung von 50.000 Euro sei ebenfalls geplant.
HTZ-Vorstandsmitglied Elisabeth Kiausch referierte über den Stand der Doppelrennbahn. Mit einer Eröffnung vor 2019 sei nicht zu rechnen. Wer die Bahn mit welchem Geld betreibt, blieb weiterhin unklar. Die Stadt Hamburg stellt 20 Millionen Euro aus der Verwertung des Bahrenfelder Geländes unter der Voraussetzung bereit, dass der künftige Bauherr und Betreiber eine Garantie für einen mindestens 10-jährigen Betrieb der Doppelrennbahn abgibt.
Die anschließende freie Aussprache verlief sachlich und drehte sich um Fragen des Sports, wie Besitzerfahren, Neu-Prüfungen von ehemaligen Amateuren, Handicap-Ausschreibungen und die Durchführung von Dopingkontrollen. Fragen nach der Linienführung der Doppelrennbahn und einer etwaigen Open Stretch konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden.
Heinz Tell mahnte die Stabilisierung des Sports als unerlässliche Voraussetzung für die Rückeroberung der Basis an. Und Dirk Frahm fasste den Ernst der Lage angesichts des dramatisch kleiner werdenden Bestands an Pferden und Besitzern mit den Worten zusammen: „Umdenken ist nötig!“